Gedanken für den 29.12.2021
Unser letztes Wort
In den 150 Psalmen der Bibel wird mit bewegenden Worten gelobt und geklagt, gedankt und gezweifelt, gesungen und geschrien. Gottes Größe und des Menschen Würde werden ebenso beschrieben wie Gottes unbegreifliches Handeln und menschliche Schuld. Wie viele Worte des Vertrauens und Bittens, des Anklagens und Nachfragens, des Hoffens und Erwartens, des Suchens und Sehnens! Es gibt keine Lebenssituation, keine menschliche Empfindung, keine göttliche Weise und keine irdische Erscheinung, die in den Psalmen nicht in Worte gekleidet und zur Sprache gebracht wäre. Die Psalmen sind voller Lachen und Weinen, Singen und Seufzen, Bitten und Betteln, Loben und Danken, Weisheit und Wahrheit, Einsicht und Erfahrung. Die Tiefen der Schuld, die Weiten des Erbarmens, die Abgründe des Leides und die Gipfel der Lust, die nothafte Enge und die glückhafte Weite werden beschrieben und direkt mit Gott in Beziehung gesetzt. Der unermessliche Kosmos und die gewaltige Ewigkeit, aber auch die kleinste Alltäglichkeit und die winzigsten Lebensräume sind bedacht. Und wenn man sich dann noch vorzustellen versucht, wie viele verschiedene Menschen in dreitausend Jahren diese Worte nachgesprochen, sich damit vor Gott eingefunden haben, so muss man schließlich sagen: Es gibt einfach nichts, was in diesen Worten nicht gut und treffend untergebracht ist.
Aber das letzte Wort dieser Gebete ist das Halleluja! Ob wir, wenn alles gesagt, gefragt, bedacht und beschrieben ist, auch als letztes Wort ein Halleluja haben? Es ist schwer, in der Einsamkeit des Alters, in den Schmerzen der Krankheit, in den Ängsten des Sterbens und in den Feuern der Läuterung das Wort zu haben. Vielleicht ganz leise und kläglich, unter Tränen und mit Schmerzen. Aber einmal als wirklich letztes Wort in Gottes Herrlichkeit bleibt uns nur eins: Halleluja!
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!
Psalm 150,6
Und ich hörte eine Stimme einer großen Schar, die sprachen: Halleluja! denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat das Reich eingenommen! Lasset uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet!
Offenbarung 19,6
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de