Gedanken für den 23.12.2021

Bei einem Bettler betteln

"Ich ging als Bettler von Tür zu Tür die Dorfstraße entlang. Da erschien in der Ferne ein goldener Wagen wie ein schimmernder Traum, und ich fragte mich, wer dieser König der Könige sei. Hoffnung stieg in mir auf: Die schlimmen Tage schienen vorüber; ich er wartete Almosen, die geboten wurden, ohne dass man um sie bat, und Reichtümer, die in den Sand gestreut wurden. Der Wagen hielt an, wo ich stand. Dein Blick fiel auf mich und mit einem Lächeln stiegst du aus. Endlich fühlte ich mein Lebensglück kommen. Dann strecktest du plötzlich die rechte Hand aus und sagtest: ‚Was hast du mir zu schenken?’ Welch königlicher Scherz war das, bei einem Bettler zu betteln! Ich war verlegen, stand unentschlossen da, nahm schließlich aus meinem Beutel ein winziges Reiskorn und gab es dir. Doch wie groß war mein Erstaunen, als ich am Abend meinen Beutel umdrehte und zwischen dem wertlosen Plunder das kleine Korn wieder fand - zu Gold verwandelt. Da habe ich bitterlich geweint, und es tat mir Leid, dass ich nicht den Mut gefunden hatte, dir mein Alles zu geben."
Der König aller Könige, dem alle Reichtümer und Herrlichkeiten eigen sind, bittet uns, dass wir ihm unser Leben geben. Er hat uns mit seinem Sohn alles gegeben. Warum haben wir nicht den Mut, ihm unser Alles zu geben? Er will es doch nicht nehmen, sondern nur verwandeln und uns wieder anvertrauen. Was wir Gott anvertrauen, wird sich verwandeln und alles überdauern.

Wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden!
Matthäus 16,25




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de