Gedanken für den 12.11.2021

Was das Leben alles so bringt ...

Für die Inseln des Trostes mitten in einem Meer von Leid
danke ich dir, Herr, du mein Gott.
Du führst mich durch unwegsame Schluchten,
großen Schrecken bin ich ausgeliefert
und bin dennoch behütet.
Meine Kraft ist längst erschöpft, aber du trägst mich hindurch.
Nicht dass die Stimmen des Misstrauens und des Sichauflehnens
verstummt wären in meinem Herzen,
aber ich weiß, dass sie Unrecht haben. Sie verlieren ihre Macht,
wenn ich deine Stimme erhorche.
Du sagst zu mir: "Fürchte dich nicht,
ich, dein Gott, verlasse dich nicht."
Lobpreisen will ich dich für alle Treue.
Ich erfahre, was Verzweiflung heißt,
aber gleichermaßen umgibt mich
das Geheimnis des Getröstetseins.
Auch wenn die Finsternis noch wächst,
sie ist nicht die einzige Wirklichkeit meines Lebens.
Wenn meine Augen vertraut geworden sind
mit der Dunkelheit, kann ich wahrnehmen,
dass immer noch Licht einfällt:
Du schenkst mir Menschen, die sich meiner Klage
nicht verschließen, die für mich einstehen vor dir.
Du hältst mir Brot und Wein bereit und
umarmst mich im heiligen Mahl.
Mein Herz darf ich ausschütten vor dir. Du
hilfst mir, dass ich nicht versinke im Selbstmitleid,
sondern teilnehmen kann an fremder Trauer.
Beides lässt du wachsen in mir:
die Fähigkeit zu leiden
und die Fähigkeit zu lieben.
Du befreist mich von dem Drang, den Sinn allen Leidens
hier und jetzt erkennen zu wollen.
Herr, mein Gott, ich lobpreise dich, denn ich weiß,
am Ende wird alle Klage von mir abfallen.
Am Ende wirst du alles Erlittene verwandeln in Freude.
(Sabine Naegeli)

Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit!
Jesaja 41,10




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de