Gedanken für den 09.11.2021
Geteilte Freude
Ein Landwirt kommt zum Kloster. In der Hand hat er eine große Weintraube mit herrlich blauen saftigen Beeren. "Bruder Pförtner, ich habe die schönste Weintraube aus meinem Weinberg mitgebracht. Raten Sie mal, wem ich damit eine Freude machen will!" "Wahrscheinlich dem Abt oder sonst einem Pater. Ich weiß es nicht." "Nein, Ihnen!" "Mir? Sie haben an mich gedacht?" Er findet kaum Worte. Die Freude, die der Landwirt im Gesicht des anderen sieht, macht ihn selbst froh. Der Bruder Pförtner legt die Weintraube vor sich hin. Ach, die ist viel zu schön, um etwas davon abzupflücken. Den ganzen Vor mittag freut er sich an ihrem Anblick. Dann hat er eine Idee: Wenn ich die jetzt unserem Vater Abt schenke, was für eine Freude wird der haben! Und er gibt die Traube weiter. Der Abt freut sich wirklich. Als er abends einen kranken Pater in seinem Zimmer besuchen will, kommt ihm der Gedanke: Den kannst du sicher mit dieser Traube froh machen. Die Traube wandert weiter. Schließlich bringt sie ein Mönch wieder zum Bruder Pförtner, um ihm einmal eine Freude zu machen. So hat sich der Kreis geschlossen, ein Kreis der Freude.
Die Seele nährt sich von dem, worüber sie sich freut. (Nach Augustin)
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen!
Philipper 4,4f
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de