Gedanken für den 08.11.2021

Abendlied

Es ist so still geworden,
verrauscht des Abends Wehn;
nun hört man allerorten
der Engel Füße gehn;
rings in die Tale senket
sich Finsternis mit Macht -
wirf ab, Herz, was dich kränket
und was dir bange macht!

Es ruht die Welt im Schweigen,
ihr Tosen ist vorbei,
stumm ihrer Freude Reigen
und stumm ihr Schmerzensschrei.
Hat Rosen sie geschenket,
hat Dornen sie gebracht -
wirf ab, Herz, was dich kränket
und was dir bange macht!

Und hast du heut gefehlet,
o schaue nicht zurück;
empfinde dich beseelet
von freier Gnade Glück.
Auch des Verirrten denket
der Hirt auf hoher Wacht -
wirf ab, Herz, was dich kränket
und was dir bange macht!

Nun stehn im Himmelskreise
die Stern' in Majestät;
in gleichem, festem Gleise
der goldne Wagen steht.
Und gleich den Sternen lenket
er deinen Weg durch Nacht -
wirf ab, Herz, was dich kränket
und was dir bange macht!
(Gottfried Kinkel)

Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt für euch!
1.Petrus 5,7




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de