Gedanken für den 20.10.2021

Ablenkung

Sie trafen sich: die geplagten Tiere, denen man beleidigende Beinamen gegeben hatte.

Die dumme Gans. Dabei hatten ihre Vorfahren Rom gerettet.
Das Dreckschwein. Dabei kann es besonders gut Trüffeln suchen.
Die diebische Elster. Dabei hat sie einen Sammlertrieb, der jedem Museumsdirektor gut anstünde.
Der faule Hund. Dabei ist gerade er der wachsame und treue Freund des Menschen.
Der falsche Fuchs. Dabei ist er berühmt für seine Klugheit.
Der Dreckspatz. Dabei ist er der charmante Geselle auf dem Hof.
Der Angsthase. Dabei ist gerade er bekannt für Wendigkeit und Schläue.
Das Stinktier. Dabei ist es besonders berühmt für harmlose Verteidigung.
Der blöde Esel. Dabei ist gerade er das Wesen, das sich tapfer gegen Hiebe wehrt.

Sie und viele andere klagten ihr Leid. Sie beschlossen, ein Jahr lang die Menschen zu beobachten. Als sie sich danach wieder trafen, stellten sie übereinstimmend fest: Unsere Beinamen sind reine Ablenkung. Die Menschen meinten sich selbst, wollten es nur nicht so deutlich sagen.

(Peter Spangenberg)

"Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk versteht's nicht!"

(Jesaja 1,3)


Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de