Gedanken für den 27.09.2021

Nicht die Dinge hindern, sondern das Ich

Ein frommer Mann wollte arm und enthaltsam leben, alle Dinge aufgeben und nur für Gott da sein. So ging er zu einem weisen Einsiedler und sagte: "Ich bin zu euch gekommen mit nichts in den Händen!" - "Dann lass es gleich fallen!", sagte der Weise. "Aber wie kann ich es fallen lassen, wenn ich nichts mit mir habe?" - "Dann musst du dich eben damit abschleppen!", sagte der Meister.
Nicht die Dinge hindern uns, sondern das dicke Ich. Das Ich blüht und wächst, ob wir nun der Heiligkeit oder der Welt nachjagen. Unser Ich nährt sich von Reichtum und Armut gleichermaßen. Für viele ist das Nichts ihr Besitz und der Verzicht ihr Triumph. Die Dinge brauchten wir gar nicht aufzugeben, wenn wir unser aufgeblasenes Ich loslassen könnten.

Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand folgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!
Matthäus 16,24




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de