Gedanken für den 21.09.2021
Schlimme Folgen
Eine Weisheitsgeschichte macht eindrücklich deutlich, wie auch kleine, gewaltsame Eingriffe in Gottes Schöpfung schlimme Folgen haben:
Am frühen Morgen machte sich der Honigsammler in Begleitung seines treuen Hundes auf, um einen Bienenstock auszuheben, den er am Vortage in einer Felsspalte entdeckt hatte. Unterwegs sammelte er dürres Reisig und auch feuchtes Holz und entzündete mit einigem Geschick vor dem Felsspalt ein Feuer, das bald mächtig zu qualmen begann. Der Wind stand günstig und drückte den Rauch in den Felsspalt. Alsbald wurden die Bienen von wilder Panik ergriffen. Mit lautem Gesumme versuchten sie, ihre Festung zu verteidigen, doch ergriffen sie schließlich die Flucht vor dem unangreifbaren Gegner.
Rasch stieg der Honigsammler zum Bienenstock empor, brach die honiggefüllten Waben heraus und steckte sie in seinen ledernen Sack. Bald war der große Beutel mit der goldgelben Beute prall gefüllt, und nachdem er das Feuer gelöscht hatte, legte er sich den Sack über die Schulter und trug ihn in das nächste Dorf.
Nach mehrstündigem Marsch kamen der Honigsammler und sein Hund am Nachmittag beim Laden des Öl- und Gewürzhändlers an. Obwohl man sich seit Jahren kannte und immer gute Geschäfte miteinander gemacht hatte, wollte der Händler nicht eher einen Preis nennen, bis er von der süßen Kostbarkeit eine Probe genommen hatte.
Der Honigsammler öffnete seinen Sack, und der Händler steckte aus Vorfreude auf den Genuss seinen dicken Zeigefinger tief in die duftende Flüssigkeit. Er zog ihn honigtriefend heraus und führte ihn genussvoll schmatzend in den Mund. Goldgelbe Perlen liefen seinen Bart hinunter und tropften auf den Boden.
Während der Händler sich zufrieden seinen Bart wischte und seinen Preis nannte, hatte sich eine stattliche Anzahl Fliegen auf den Honigtropfen versammelt. Darauf war ein Vogel aufmerksam geworden, der auf die Fliegen herabstieß.
Der Vogel hatte die Katze des Händlers aufgeschreckt, die in der Ecke gedöst hatte und sich nun auf den Vogel stürzte.
Das Wüten der Katze alarmierte den Jagdhund des Honigsammlers, der mit einem Satz auf die Katze sprang und sie totbiss.
Als der Händler sah, was der Hund seiner geliebten Hauskatze angetan hatte, nahm er einen dicken Prügel und erschlug den Hund.
Über diese Untat war der Honigsammler so entsetzt, dass er in blindem Zorn den Händler erschlug und daraufhin in sein Heimatdorf flüchtete.
Als aber die Nachbarn des Händlers erkannten, was da Entsetzliches geschehen war, rotteten sie sich zusammen und zogen gegen das Dorf des Honigsammlers.
Dort hatte man sich auf einen drohenden Angriff vorbereitet, und schon hieben die Gruppen mit Messern, Äxten und Sensen bewaffnet in wildem Zorn so lange aufeinander ein, bis viele gefallen waren, so viele, dass nur Gott ihre Zahl weiß.
Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan!
Psalm 8,5.7
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de