Gedanken für den 04.08.2021

Alle in einem Boot

Es war zu der Zeit, als es in den USA noch Sklaverei gab. Ein alter Mann namens Mose war es leid geworden, Tag für Tag und Jahr für Jahr Holz zu fällen. Eines Tages dachte er darüber nach, wer wohl die Schuld daran trage, dass er solch ein schweres Leben führen musste. Er fand für alle, an die er sich erinnern konnte, triftige Entschuldigungsgründe. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass letztlich alles Adams Schuld war. Hätte er doch nur nicht den Apfel gegessen! Deshalb musste der Mensch das herrliche Paradies verlassen und auf dem Feld arbeiten, um sich im Schweiße seines Angesichts sein Brot zu verdienen.
Je mehr der alte Mose darüber nachdachte, desto ärgerlicher wurde er auf Adam. Bei jedem Axtschlag murmelte er: "Alter Adam, alter Adam!" Und mit jedem Wort schlug er etwas fester zu. Eines Tages - Mose war noch nicht zur Arbeit gegangen - hörte ihn der Gutsbesitzer schimpfen. Er fragte ihn, was das zu bedeuten habe.
"Ach", antwortete Mose, "wenn Adam nicht den Apfel gegessen hätte, dann müsste ich mich nicht dauernd abschinden. Dann könnte ich zu Hause bleiben, mich ausruhen und Limonade schlürfen."
Der Grundbesitzer dachte nach. Schließlich sagte er: "Du darfst zu Hause bleiben, Mose, wie es dein Wunsch ist. Ab sofort brauchst du keine Arbeit mehr zu verrichten. Du kannst dich den ganzen Tag hinlegen und tun, was dir gefällt - allerdings unter einer Bedingung: Siehst du das Kästchen dort auf dem Tisch? Du darfst es nicht öffnen! Einverstanden? Gut, dann genieße deine Ferien!"
In den nächsten Wochen konnte Mose sein Glück kaum fassen. Er lief im Haus herum und genoss seine Muße und schlürfte seine Limonade.
Dann stieß er auf das Kästchen. Zunächst betrachtete er es nur. Doch im Laufe der Zeit wurde die Versuchung, es zu berühren, immer mächtiger. Als er es schließlich nach mehreren Tagen betastete und sogar mit sich herumtrug, wurde ihm die Versuchung zu stark. Es konnte doch so schlimm nicht sein, nur einmal kurz hineinzuschauen!
Als er den Deckel vorsichtig an einer Seite hochhob, fiel sein Blick auf ein beschriebenes Blatt Papier auf dem Boden des Kästchens. Moses Neugier war erst befriedigt, als er den Zettel herausgenommen und gelesen hatte. Darauf stand: "Mose, du alter Schurke! Ich möchte dich nie mehr über Adam schimpfen hören. Wenn du im Garten Eden gewesen wärst, hättest du genauso gehandelt wie Adam. Geh wieder in den Wald zurück und fälle Holz!"

Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist.
Römer 3,23f




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de