Gedanken für den 22.07.2021

Abenteuer mit Felix

Felix ist ein Gefährte aus Stahl und Eisen, aus Batterie und Motor - so wesentlich und wundervoll zusammengebaut, dass er funktioniert, um meine unzureichenden Funktionen zu übernehmen.
Wir sind "eins" und können gemeinsam sehr aktiv sein. Es ist nicht schwer, mit ihm zu leben, ihn zu verstehen. Er drückt nicht und bockt nicht, knattert nicht und stinkt auch nicht.
Nur mag er nicht, wenn man unsanft mit ihm umgeht, ihm Kopfsteinpflaster zumutet oder Kantsteine nicht schräge nimmt. Dann schüttelt er sich vor Ärger.
Auch Bahngleise gehen ihm gegen den Strich. Er fordert, dass man sie schlängelnd überquert. Doch wir lieben es, von der Höhe eines Übergangs den Schienen und Zügen nachzusehen, bis sie als glitzernde Fäden und Punkte - wie unwirklich, aufgelöst - wieder verschwinden. Wenn die Züge herandonnern und vorüberzischen, spüren wir das Beben zitternd mit.
Längst habe ich gelernt, ihn vor Glassplittern zu bewahren und ihm ebene Wege auszusuchen.
Es gibt Straßen, die schillern wie stille Wasserspiegel. Die sind fest, seidenweich und glatt. Dann schnurrt er wie ein Kätzchen! Es tönt, als würden hohe Gambensaiten in langen Bogen angestrichen.
Das macht mich froh. -
Meine Freude über ihn hat in mir nie ein Unbehagen aufkommen lassen gegenüber den Gesunden und Gehenden. Auf meiner ersten Waldfahrt kam mir ein "Allegro" in den Sinn:
Sing - schau dich um,
spring - mach dich krumm,
lauf - hüpf weiter,
verschnauf - sei heiter,
verlier dich - und find dich!
Mit Felix fühle ich mich so angepasst und mitgerissen im Strom der Fußgänger und kann mich ohne Beklemmungen einreihen in die Schar der Eilenden und Bummelnden und auch ganz unbefangen das Gleiche tun, zum Beispiel: in ein Kaufhaus fahren! (Lieselotte Jacobi)

Ja, du machst hell meine Leuchte, der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis licht. Denn mit meinem Gott kann ich über Mauern springen!
Psalm 18,29f




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de