Gedanken für den 04.06.2021

Ins Gewissen reden

Eine alte jüdische Geschichte erzählt von einem Mann, der eines Tages mit seinem Jungen zum Rabbi kommt und ihn um Hilfe bittet. "Mein Junge will nicht folgen und kann nicht lernen. Es ist eine Not mit ihm! Bitte, Rabbi, kannst du ihn mal ermahnen!" - "Lass ihn eine Weile bei mir und hole ihn heute Abend wieder ab, ich will mit ihm reden!" Der Vater geht, und der Rabbi nimmt den Jungen in seine Arme, drückt ihn, herzt ihn und zeigt ihm alle Arten von Liebe und Wärme, Zuneigung und Vertrauen.
Als am Abend der Vater kommt, um seinen Jungen abzuholen, sagt der Rabbi zu ihm: "Ich hoffe, es wird besser mit seinem Folgen und Lernen, ich habe ihm ordentlich ins Gewissen geredet!"
Wenn Menschen sich ins Gewissen reden, klingt es so bedrohlich und beängstigend. Und oft genug erreicht es keine Besserung, nur Bockigkeit und Trotz. Wenn Gott uns ins Gewissen redet, dann redet er in unser tiefstes Wissen hinein seine ganze Liebe.
Gewissen heißt dann, Gott weiß im Tiefsten um uns, kennt uns, liebt uns und trägt uns. Danach wird es in der Regel besser mit uns.

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf. ... Die Erkenntnis bläht auf, aber die Liebe baut auf.
1.Korinther 8,1; 13,4




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de