Gedanken für den 02.05.2021
Standpunktsache
Ein Bettler bekommt schon lange Zeit an einem bestimmten Platz der Stadt von einem freundlichen Mann täglich eine Mark. Eines Tages sind es nur noch fünfzig Pfennig, und nun bleibt es auch bei dem halbierten Betrag. Irgendwann spricht der Bettler den Mann an: "Mein Herr, früher gaben Sie mir täglich eine Mark und seit einiger Zeit nur noch die Hälfte?" Der Mann antwortet ihm freundlich: "Es tut mir Leid, aber mein Sohn studiert jetzt, und dafür brauche ich nun mehr Geld. Sie wissen ja, wie teuer das heutzutage ist. Das müssen Sie doch verstehen!" Da murmelt der Bettler vor sich hin: "Eigentlich unverschämt! Lässt der Mann seinen Sohn auf meine Kosten studieren!"
So verschieden kann man die gleiche Sache beurteilen. Je nach Standpunkt kommt man zu einer völlig anderen Sicht. Gerade in Beziehungsproblemen und in Schwierigkeiten miteinander ist es wichtig, zu seinem eigenen Standpunkt auch einmal den des anderen einzunehmen.
Wichtig ist, dass wir unseren Standpunkt gefunden haben, vertreten und danach leben, und zugleich uns in andere und ihren Standpunkt hineinversetzen, um ihre völlig andere Sicht zumindest zu verstehen.
Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk; und dann wird er seinen Ruhm bei sich selbst haben und nicht gegenüber einem anderen.
Galater 6,4
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de