Gedanken für den 15.04.2021

Was verfolgt uns?

Einen Tag war Wojciech Ciesiski alt, als britische Soldaten am Sonntag, den 15. April 1945, das KZ Bergen-Belsen befreiten. Heimlich, im Dreck der Elendsbaracken, hatte ihn seine Mutter Alexandra zur Welt gebracht. Das Kind war gesund, obwohl die Mutter schwer an Typhus erkrankt war.
Seinen 55. Geburtstag feierte der Ingenieur aus Warschau am Ort seiner Geburt. Zusammen mit rund 250 Überlebenden aus aller Welt nahm Ciesieski an einer Gedenkfeier auf dem ehemaligen KZ-Gelände in Bergen-Belsen teil. "Ich muss nicht in meinen Pass sehen, um zu wissen, wo ich geboren bin. Das vergisst man nie. Wir haben das Lager zwar verlassen, aber das Lager verlässt uns nie!", sagte der polnische Katholik.
Viele Menschen haben in ihrer Kindheit schreckliche Eindrücke und bedrückende Erlebnisse gehabt, die sie nie mehr loswerden. In Angstträumen und Schwermut tauchen diese dunklen Erfahrungen immer wieder auf.
Was verfolgt uns nicht alles aus unserer Lebensgeschichte?
Aber auch Gott möchte uns mit seiner Güte und Freundlichkeit, seiner Liebe und Barmherzigkeit verfolgen, solange wir leben. Und es kann sein, dass sich das Gute Gottes gegen das Böse dieser Welt irgendwann auch in unserer Seele durchsetzt.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Psalm 23,6




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de