Gedanken für den 30.03.2021

Liebe erlöst

Ein griechisches Märchen erzählt von einer bösen Frau, die hoch oben in den Bergen wohnte und eines Tages unten im Dorf ein kleines Mädchen entführte. Als die Mutter des Kindes den Verlust bemerkte, lief sie von Schmerz und Sorge um ihr Kind getrieben den Bergen entgegen.
Als es dunkel geworden war, kam sie an eine kleine Hütte. Dort wohnte eine alte Frau, die ihr versprach, ihr den Weg zu der Hexe zu erklären, wenn sie einige Aufgaben für sie erledigte. Die Mutter tat alles, was die Frau von ihr erbat. Sie tat es rasch und sorgfältig, um nur bald zu ihrem Kind zu gelangen. Am Morgen gab die alte Frau der Mutter die Beschreibung des Weges zu der Hexe, warnte sie aber vor dem großen Wolf, der vor ihrem Haus angekettet sei. Sie erklärte der Mutter, dass sie nur in das Haus hinein und auch wieder hinaus gelangen könne, wenn sie jeweils ein Stückchen Fleisch aus ihrem eigenen Schenkel dem Wolf als Fraß vorwerfe. Die Mutter rannte los, fand das Haus und sah den großen Wolf, der vor dem Haus wachte, und ohne Bedenken warf sie dem Wolf ein Stück aus ihrem Bein vor, gelangte in das Haus, holte ihr Kind leise aus dem Haus der schlafenden Hexe heraus, riss sich nochmals ein Stück aus ihrem Schenkel, um an dem Wolf vorbei in die Freiheit zu gelangen. Erst als sie mit ihrem geliebten Kind in Sicherheit war, spürte sie die Erschöpfung und die Wunde und weinte vor Glück und Schmerz zugleich.

Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Jesaja 53,5




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de