Gedanken für den 17.03.2021
Jossel Rackower spricht mit Gott
"Es gibt kein ganzeres Ding als ein gebrochenes Herz, sagte ein Rabbi. Und es gibt kein auserwählteres Volk als jenes, das immer verfolgt wird. Falls ich bisher nicht geglaubt hätte, dass Gott uns zum auserwählten Volk bestimmt hat, unsere Leiden haben mich davon überzeugt. Ich glaube an den Gott von Israel, auch wenn er alles dazu getan hat, mich an ihn unglauben zu machen. Ich glaube an seine Gesetze, auch wenn ich seinen Taten die Berechtigung abspreche ... Ich frage ihn: Du sagst, wir haben gesündigt. Natürlich haben wir gesündigt. Dass wir dafür bestraft werden - auch das kann ich verstehen. Ich will aber, dass du mir sagst, ob es eine Sünde in der Welt gibt, die eine solche Strafe verdient?
Ich will dir klar und offen sagen, dass wir jetzt mehr als in jeder anderen Epoche unseres unendlichen Leidensweges - wir, die Gepeinigten, die Geschändeten, die Erstickten, die lebendig Begrabenen und lebendig Verbrannten, wir, die Beleidigten und Erniedrigten, die zu Millionen Ermordeten - das Recht haben zu wissen, wo die Grenzen deiner Geduld liegen. Ich kann dich nicht loben für die Taten, die du duldest. Ich segne aber und lobe dich für deine schreckliche Größe, die gewaltig sein muss, wenn selbst das, was jetzt geschieht, auf dich keinen Eindruck macht.
Und eben, weil du so groß bist und ich so klein, bitte ich: Ich warne dich um deines Namens willen! Höre auf, deine Größe zu beweisen, indem du die Unglücklichen schlägst!"
Darum will ich auch meinem Munde nicht wehren. Ich will reden in der Angst meines Herzens und will klagen in der Betrübnis meiner Seele.
Hiob 7,11
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de