Gedanken für den 05.03.2021

Zu einem Baum

Welche Betroffenheit auf einmal,
wenn der Blick auf einen Baum fällt,
auf einen Baum wie diesen.
Sag Eiche, sag Linde, sag Ahorn.

Schön so ein Stamm. Gesammelte Kraft
aus allen Wettern und Jahreszeiten,
sich eigenwillig verschenkend
in eine Wolke aus zärtlichem Gelb und Grün.

Nicht weglaufen wollen, stehen und wurzeln.
Blühen und welken und wieder blühen.
Auch über schmerzlichem Boden
das Dach der Treue breiten.

Blätter - wie viele verraschele Träume.
Äste - wie viele abgeschlagene Bitten.
Aber die Narben lachen,
und die Verwundungen haben überlebt.

Auch er nicht in den Himmel gewachsen.
Die Sprache des Holzes sagt demütig ja.
Wäre er Mensch,
wäre er wissend und weise.

Schön so ein Baum
und gut sich darunter zu stellen.
Er will nichts anderes sein,
als was er ist.
So einen Freund müsste man haben.
So müsste man selber sein.

(Detlev Block)

Quelle: Detlev Block, Anhaltspunkte. Vom Besonderen im Alltäglichen, Christliche Verlagsanstatt/ Aussaat Verlag, Neukirchen-Vluyn, 1994.

"Die Weisheit ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen, und glücklich sind, die sie festhalten!"

(Sprüche 3,18)




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de