Gedanken für den 24.02.2021

Geliebt

In Henrik Ibsens Drama Peer Gynt geht es um einen wilden, stämmigen Burschen, der mit seinen Raufereien und Abenteuern seine Eltern zur Verzweiflung und das ganze Dorf zu Hass und Ablehnung bringt. Nur Solvejg, die Tochter armer Zuzüglerleute, ist ihm gewogen. Aber er verrät ihre Liebe und muss schließlich nach wilden Verfehlungen und wüsten Eskapaden seine Heimat verlassen. Jahre schlägt sich Peer Gynt auf abenteuerliche Weise in Afrika herum.
Als alter Mann mit eisgrauem Haar und Bart kehrt er in seine Heimat zurück. Und endlich ganz am Schluss seines Lebens findet Peer Gynt die Kraft, "mittendurch" und nicht mehr "drum herum" zu gehen.
Er tritt Solvejg gegenüber, die ein ganzes Leben auf ihn gewartet hat, und bekennt ihr alle seine Verfehlungen, Lug und Trug, Mord und Totschlag, List und Gemeinheit, Brutalität und Egoismus. Das schreckliche Übermaß seiner Schuld kann Solvejg nicht schrecken. Sie ist glücklich, dass Peer Gynt endlich zurückgekehrt ist. Und er fragt sie ungläubig: "Weißt du, wo ich all die Jahre wirklich war?" Sie aber antwortet: "Auch als du ferne weiltest, warst du immer in meiner Liebe!"
Wer immer den Mut hat, nicht mehr drumherum sondern mittendurch zu Gott zu gehen mit all seiner Schuld und Last, dem wird Gott sagen: "Du warst immer in meiner Liebe!"

Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
Jeremia 31,3




Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de