Gedanken für den 03.02.2021
Gute und böse Einsamkeit
Wenn man nicht alleine sein kann, nicht zu sich selber findet und immer auf andere angewiesen ist, wenn man bei anderen Beifall und Bestätigung sucht, wenn man sich anderen anpasst und nach ihrem Urteil richtet, wenn man immer nur ankommen und akzeptiert sein will, wird es Zeit, die gute Einsamkeit zu lernen.
Gute Einsamkeit ist, wenn man mit sich versöhnt und eins ist, für sich selber wählen und entscheiden und sich aus sich selbst verstehen und annehmen kann. Gute Einsamkeit ist das Bewusstsein, ein Same zu sein, den Gott in dieses Leben ausgesät hat, ein Same, der unvergleichlich ist und auf dem Boden der Liebe Gottes seine Frucht bringen wird. Gute Einsamkeit ist, wenn man mit sich selbst und Gott Frieden hat und die Gemeinschaft nicht zur eigenen Befriedigung und Bestätigung missbraucht. Gute Einsamkeit ist für jede Form der Gemeinsamkeit ein Segen und niemals eine Belastung.
Wenn man gut alleine sein kann, selbstbewusst und mit sich eins ist, wenn man mit seiner Einsamkeit und Einmaligkeit versöhnt ist und andere nicht braucht zur Rechtfertigung und Erfüllung des eigenen Lebens, dann muss man sich hüten vor der bösen Einsamkeit.
Die böse Einsamkeit entzieht und verweigert sich anderen. Böse Einsamkeit sucht die innere und äußere Unabhängigkeit. Sie will nicht teilen, nicht teilhaben und teilgeben. Böse Einsamkeit ist oft zur Selbstverliebtheit verkommenes Selbstbewusstsein. Und aus der Einmaligkeit wird dann die kauzig besondere und fremde Persönlichkeit. Böse Einsamkeit will die gute Vernetzung des Lebens nicht gelten lassen und spinnt sich im Netz der eigenen Vorstellungen abartig ein.
Die gute Einsamkeit wollen wir lernen. So werden wir erst richtig gemeinschaftsfähig. Und die böse Einsamkeit wollen wir meiden, denn nur dann bleiben wir richtige Menschen und Mitmenschen!
In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.
1.Korinther 12,7
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de